Geschichte

Am 27. Januar 1951 wird das Museum Morsbroich als erste Neugründung eines Museums für Gegenwartskunst in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland feierlich eröffnet. Der kommissarische Oberbürgermeister der Stadt Leverkusen, Landrat Wilhelm Dombois, fasst zu dieser Gelegenheit die Überlegungen des Rates und der eigens gebildeten Kunstkommission folgendermaßen zusammen:

„Die Stadt Leverkusen hatte Gelegenheit, das kunsthistorisch wertvolle, dem Baron von Diergardt gehörende Schloß Morsbroich auf 20 Jahre zu pachten, um es ausschließlich kulturellen Zwecken dienstbar zu machen. Der wesentliche Teil dieses Schlosses nimmt das städtische Museum auf, für das die Vorarbeiten schon geleistet und ein Kuratorium gebildet ist. Das Kuratorium hat sich die Aufgabe gestellt, (…) ständige Ausstellungen lebender Künstler zu veranstalten, und allen Kunstrichtungen ohne Voreingenommenheit und einseitige Bevorzugung einzelner Gelegenheit zu geben, ihr Können zu zeigen und sich der Kunstkritik und auch dem Publikum zu stellen.“
Mit diesen Worten wurde das ‚Grundgesetz für das Museum Morsbroich‘ formuliert, das der Kulturausschuss im Dezember 1952 noch einmal bestätigt, und das den legendären Rang von Morsbroich als Heimat von junger, experimenteller und wegweisender Kunst begründet.

Was man sich heute kaum mehr vorstellen kann: Das Kulturleben im Rheinland spielte sich nach den zwölf Jahren künstlerischer Verarmung während der Zeit des Nationalsozialismus zuerst vor allem im privaten Rahmen ab. In Alfter bei Bonn organisierte zum Beispiel die so genannte Donnerstagsgesellschaft von 1947 bis 1950 Ausstellungen, Vorträge, Diskussionsrunden und Konzerte – ebenfalls in den Räumen eines barocken Schlosses. Mit der Eröffnung des Museum Morsbroich stellte sich Leverkusen daher an die Spitze einer kulturellen Bewegung, die darauf abzielte, die verfemte Moderne auch institutionell wieder in ihr Recht zu setzen und von der Gegenwartskunst Anregungen für ein demokratisches Miteinander zu empfangen. Die Erfindung der Weltkunstausstellung documenta im Jahr 1955 beruhte genau auf diesem Konzept des Nachholens verlorener Jahre und einem visionären Blick in die Zukunft.

Ausstellungstätigkeit
des Museum Morsbroich

Bis zum Jahr 1986 gab es in Nordrhein-Westfalen lediglich zwei Museen, die sich dem Thema Gegenwartskunst gewidmet hatten: die Kunstmuseen Krefeld und das Museum Morsbroich, Leverkusen. Mit ihrer besonderen Ausrichtung zogen die Städte Krefeld und Leverkusen weit über die Grenzen des Bundeslandes hinaus Gäste an.

Schon zur Zeit des Direktorats von Udo Kultermann (1959-1964) und daran anschließend während der Leitungstätigkeit von Rolf Wedewer (1965-1995) hat das Museum Morsbroich zahlreiche legendäre Ausstellungen organisiert, die den international herausragenden Ruf von Leverkusen als Museumsstadt festigten. Udo Kultermann zeigte 1960 die weltweit erste Museumsausstellung zur „Monochromen Malerei“. Er veranstaltete vom 5.-7. Mai 1961 die „Morsbroicher Kulturtage“ unter Beteiligung von Theodor W. Adorno, Max Bense, Helmut Heissenbüttel u.v.a. Kultermann richtete 1962 die erste Retrospektive des Werks von Lucio Fontana aus und holte 1963 den jungen Architekten Oswald M. Ungers als Kurator nach Leverkusen, der Anfang der 1980er Jahre den Umbau und die Sanierung des Museums leitete. Rolf Wedewer machte unter anderem das Jahr 1969 zu einem unvergessenen Ausstellungsjahr, als er mit „Konzeption – Conception“ die weltweit erste Museumausstellung zur Konzeptkunst zeigte, die bis heute die Kunstproduktion dominiert, und mit der Ausstellung „Räume – environments“ das barocke Schloss in einen von Künstlern raumweise gestalteten  Parcours verwandelte.

1986 veränderte sich die Museumslandschaft in NRW grundlegend, als in Düsseldorf die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen ihren Neubau am Rand der hochfrequentierten Altstadt eröffnete und die Stadt Köln dem Sammlerehepaar Peter und Irene Ludwig einen repräsentativen Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dom und Hauptbahnhof errichtete. Beide Häuser sind – genauso wie das 1982 eröffnete Museum Abteiberg in Mönchengladbach – der Klassischen Moderne und der Gegenwartskunst gewidmet.

Programmatik von Museum Morsbroich


1. Curt Schweicher (1951-1958)

Die Programmatik des Museums hing seit seiner Gründung naturgemäß sehr stark von den jeweiligen Institutsleitern ab. Als erstberufener Direktor hat Curt Schweicher (1951-1956) die Vorgaben des Rates und der Kunstkommission energisch umgesetzt und sein Programm auf drei Säulen gegründet:
1. Rheinische Künstler und Künstlervereinigungen wie zum Beispiel „Rheinische Sezession Düsseldorf“ (1951), „Xaver Fuhr – Aquarelle“ (1952), „Bergische Kunstgenossenschaft Wuppertal“ (1952), „Anton Raederscheidt. Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen 1922 – 1952“ (1952), „Werkkunstschule Krefeld“ (1955) oder „ F.M. Jansen“ (1955)

2. Kunst anderer Länder wie zum Beispiel „Schweizer Graphik der Gegenwart“ (1951), „Englische Lithos und Monotypien“ (1953), „Industrie und Handwerk schaffen neues Hausgerät in USA“ (1953), „Das neue Bauen in Holland“ (1953), „Fantastische Basler Malerei“ (1955), „Brasilien baut“ (1956) oder „Italienische Malerei heute“ (1956)

3. Kunst der Klassischen Moderne wie zum Beispiel „Vom Impressionismus bis zur Malerei der Gegenwart. Eine Wanderausstellung von Reproduktionen. Veranstaltet von der UNESCO“ (1951), „Deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung Haubrich“ (1953), „Oskar Moll“ (1954), „Fernand Léger“ (1955) oder „Robert Delaunay“ (1956)

Als bedeutendste Ausstellung unter der Ägide von Curt Schweicher kann eine Ausstellung gelten, in der alle drei Aspekte seiner Programmatik zusammentreffen: Ausgewanderte Maler (1955).

Curt Schweicher selbst beschreibt seine Beweggründe für die Durchführung dieser Ausstellung:
„Viele, denen Kunst ein Anliegen ist, wollten die Künstler einmal nebeneinander sehen, die Deutschland verlassen haben, sei es in dem Augenblick, in dem ihrer Kunst in Deutschland der Boden entzogen und ihr Leben gefährdet wurde, sei es zu einer früheren Zeit, als der dem Künstlerischen eigene Drang zur Ausweitung die Künstler andere Länder und Metropolen aufsuchen ließ. (…).

Es sind auch Künstler nicht-deutscher Herkunft unter ihnen. Deutschland war für sie entweder Durchgangsland oder Wahlheimat, die sie freiwillig aufgaben oder aufgeben mußten. So erinnert die Ausstellung an ein blühendes deutsches Kunstleben von einst, an ein sehr aufnahmebereites und aufnahmefähiges deutsches Kunstleben, für dessen über der Frage nach der nationalen Herkunft stehenden Kunstenthusiasmus vielleicht die Internationalität des Bauhauses Symptom und Symbol sein kann.“

Mit dieser Ausstellung vertieft Schweicher auch noch einmal den Gründungsgedanken der Bürger Leverkusens, mit dem Museum ein Zeichen gegen die Barbarei der Nationalsozialisten und ihrer Unterdrückung der modernen Kunst zu setzen. Der Verkauf von Kunstwerken aus den öffentlichen Museen und der propagandistische und schließlich auch physische Druck auf die Künstler, Sammler und Museumsmitarbeiter, der zum Verlust herausragender Kulturgüter und zur Auswanderung und Ermordung von Künstlerinnen und Künstlern führte: Mit dem Museum Morsbroich soll ein Zeichen gegen die Diktatur und ihre Wasserträger gesetzt werden, die Mensch und Kunst gleichermaßen verachteten. 

2. Udo Kultermann (1959-1964)

Udo Kultermann vertrat von Beginn seiner Amtszeit eine ausgesprochen progressive Kunstauffassung und interessierte sich besonders für grenzüberschreitende Ausstellungen.1962 fasst er seine Überzeugungen folgendermaßen zusammen: „Das Museum Morsbroich will also der Kunst wieder den lange verlorenen Platz in der Mitte der Gemeinschaft geben, also die Mauern des Museums niederreißen. Denn es ist absurd zu glauben, ein Museum bestehe um seiner selbst willen; es hat vielmehr genau bestimmbare Funktionen in der Gemeinschaft. Auch die Kunst ist nicht nur für die Kunst da. Vom Blickpunkt der zeitgenössischen Kunst, die aus dem Chaos der sich ebenfalls wie Kunst gebärdenden Sinnlosigkeit herausgelöst werden muß, will Morsbroich den Versuch machen, eine neue Verantwortlichkeit für Ordnung und Harmonie, neue Gesetzmäßigkeiten und Maßstäbe, eine neue Dynamik und einen neuen Rhythmus durch die Werke junger Künstler wirksam werden zu lassen für alle die Menschen, die ebenfalls an einer Harmonisierung des Menschen und seiner Umwelt, der Menschen untereinander und der Menschen zum Kosmos interessiert sind. Es geht hier wie im gesellschaftlichen und im politischen Bereich um die Überwindung erstarrter Grenzen, um die Überwindung auch der Grenzen zwischen eben diesen verschiedenartigen Bereichen, um die Wiedereinbindung der Kunst in die Realität unserer alltäglichen Geschehnisse.“

In den fünf Jahren seines Direktorats (1959–1964) zeigte Kultermann unter anderem den Schweizer Architekten, Künstler und Designer Max Bill, der als Lehrer an der Kunstgewerbeschule Zürich und einer der Gründer der Ulmer Hochschule für Gestaltung für einen entgrenzten, politisch und gesellschaftlich engagierten Begriff des Künstlers stand. – Die legendäre Ausstellung „Monochrome Malerei“, mit der Udo Kultermann im Frühjahr 1960 erstmals die Konzeption einer „neue[n] kunstlose[n] Kunst“ vorstellte, die „Ausdruck einer über die Kunst hinausweisenden Vision unserer Gesellschaft“ sei. – Und den Grenzgänger Lucio Fontana, den Udo Kultermann vom 12. Januar bis zum 4. März 1962 mit seiner damals größten Retrospektive seines Werks im Museum Morsbroich zeigte.

Außerdem zeigte er „Roberto Crippa“ (1960), die Ausstellung „Ad Reinhardt, New York, – Francesco Lo Savio, Rom, – Jef Verheyen, Antwerpen“; er präsentierte 1961 eine von Yona Friedman kuratierte Ausstellung über „Mobile Architektur“, veranstaltete im gleichen Jahr die interdisziplinär ausgerichteten „Morsbroicher Kunsttage“ unter Beteiligung von Theodor W. Adorno, Max Bense, Otto Mauer, Umbro Appollonio, Heinz-Klaus Metzger, der Tänzerin Kaluza, Frei Otto, Norbert Kricke, Gerhard v. Graevenitz sowie Helmut Heissenbüttel, Franz Mon und Hans G. Helms. 1962 zeigte er die große, vom Stedelijk Museum Amsterdam initiierte Retrospektive von Kasimir Malewitsch, mit der das Werk des russischen Suprematisten erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in das Bewusstsein einer größeren Öffentlichkeit gerückt wurde. Kultermann organisierte 1962 eine große Ausstellung über den Konstruktivismus und präsentierte 1963 „Die gläserne Kette. Visionäre Architekten aus dem Kreis um Bruno Taut 1919–1920“, für deren Durchführung er den jungen Oswald Mathias Ungers gewinnen konnte. In seinem Abschiedsjahr 1964 zeigte er unter anderem das zeichnerische Werk des sowjetischen Regisseurs Sergei Eisenstein und führte bei dieser Gelegenheit auch dessen Filme auf.

Dieser strikte interdisziplinäre und auf eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft zielende Ansatz stieß in der Bevölkerung immer wieder auf Unverständnis. Der außergewöhnliche Rang dieses Direktors wurde erst im Rückblick in vollem Umfang anerkannt.

3. Rolf Wedewer (1965 – 1995)

1965 trat Rolf Wedewer viel offensiver als sein Vorgänger und mit dem Ziel einer möglichst kontroversen Diskussion in der Öffentlichkeit sein Amt in Leverkusen an. Wedewer zeigte thematisch zugespitzte Ausstellungen wie „Realismus der Symptome“ (1966), „Tradition und Gegenwart“ (1966), „Fetisch-Formen“ (1967) beziehungsweise „Fetisch Jugend. Tabu Tod“ (1972). Höhepunkte seiner Ausstellungstätigkeit bildeten unter anderen die Ausstellungen „Konzeption – Conception“ und „Räume – environments“, beide im Jahr 1969. Während der Amtszeit von Rolf Wedewer wurde das Schloss durch den renommierten Kölner Architekten Oswald Mathias Ungers aufwändig renoviert (1981-1985). Wedewer nutzte die Wiedereröffnung zu einer glanzvollen Gegenüberstellung ägyptischer und moderner Skulptur (1986).

4. Susanne Anna und Gerhard Finckh (1995 – 2006)

Während Curt Schweicher, Udo Kultermann und der frühe Wedewer starke programmatische Ansätze verfolgten, blieben Susanne Anna (1995-1999) und Gerhard Finckh (2000-2006) in ihrer Programmatik offener. Anna knüpfte punktuell an Wedewers Schwerpunkt im Informel sowie an sein frühes Interesse an kontroversen Themenausstellungen an. Gerhard Finckh versuchte, auch die frühe Nachkriegsmoderne mit herausragenden Künstlern wie Andy Warhol und Robert Motherwell zu integrieren und suchte gezielt Kooperationen mit Privatsammlungen („Darlings: Bilder und Skulpturen aus privaten Sammlungen“, 2001; „Franz von Lenbach und die Kunst heute“, 2005). Besonders die publizistisch ertragreiche Zusammenarbeit mit dem Verleger Alfred Neven DuMont, dessen Sammlung von Gemälden Franz von Lenbachs Finckh im Jahr 2004 im Rahmen der Ausstellung „Franz von Lenbach und die Kunst heute“ ausstellte, sowie die Verbindung mit der Landesgartenschau in Leverkusen 2005 erfuhren großen Zuspruch.

5. Markus Heinzelmann (2006 - 2018)

2006 - 2018 führte Markus Heinzelmann das Museum. Als klassisch ausgebildeter Kunsthistoriker brachte er Erfahrungen aus dem öffentlichen Dienst (Sprengel Museum Hannover 1996-1999) und der freien Wirtschaft (CO Siemens AG 1999-2006) mit. Für das Sprengel Museum hat er Ausstellungen im Bereich der Klassischen Moderne und der Gegenwartskunst organisiert. Für die Siemens AG hat er in Kooperation mit öffentlichen Museen und Kunsthallen Themenausstellungen zur Gegenwartskunst durchgeführt, die auf besondere Weise auf die Geschichte und den Standort der Partnerinstitutionen abgestimmt waren.

Auf der Grundlage dieser Erfahrungen und Qualifikationen hat er ein deutlich profiliertes Programm entwickelt, das speziell auf den Standort Museum Morsbroich, Leverkusen, zugeschnitten war. 

Arrondierung der Morsbroicher Institutionen

Die Organisation der Morsbroicher Institutionen, insbesondere das Zusammenspiel von Museum und Kunstverein, war im Jahr 2006 unbefriedigend, weil die Eigenständigkeit und das Profil der einzelnen Institutionen auf verwirrende Weise vermengt waren. Zum Beispiel wurde die Studiogalerie im südlichen Nebengebäude sowohl vom Kunstverein als auch vom Museum Morsbroich genutzt. Aufgrund der geteilten Nutzung fiel es dem Kunstverein schwer, ein klares programmatisches Bild seiner Tätigkeit zu vermitteln. Umgekehrt wurden die Ausstellungen des Museums in der Studiogalerie vom Publikum häufig nicht dem Museum, sondern dem Kunstverein zugeschrieben.

Darüber hinaus fiel im Hauptgebäude des Schlosses die Dachetage fast vollständig für den Ausstellungsbetrieb aus, weil sie als Depot genutzt wurde und weitgehend verwahrlost war. Lediglich zweieinhalb Annexräume wurden für die Präsentation eines Querschnitts aus dem Nachlass Ludwig Gies genutzt, der seit 1997 dort unverändert ausgestellt wurde.

Um beide Institutionen substanziell zu stärken und ihr programmatisches Auftreten besser erkennbar zu machen, wurde 2007 mit dem Kunstverein verabredet, dass dieser ein ganzjähriges Vollprogramm in den Räumen des südlichen Nebengebäudes veranstaltet. Gleichzeitig wurde die Dachetage im Schloss entrümpelt und renoviert. Im Zuge dieser Arrondierung hat das Museum rund 40% an Ausstellungsfläche hinzugewonnen, die seitdem als Grafiketage genutzt wird.

Auf diese Weise konnte Heinzelmann ein zentrales Anliegen seiner Museumspolitik realisieren: die intensivere Beschäftigung mit der Sammlung des Museum Morsbroich und ihre Präsentation für das Leverkusener Publikum. Denn die Grafiketage dient seit ihrer Renovierung die eine Hälfte des Jahres der Präsentation junger, experimenteller Positionen aus dem Bereich der grafischen Kunst, während die andere Hälfte des Jahres dort Sammlungspräsentationen zu sehen sind.

Das wurde gleich zur Eröffnung der Grafiketage im Januar 2008 deutlich, als auf allen drei Ausstellungsetagen unter dem Titel „Blattgold“ die „Meisterwerke der Grafischen Sammlung des Museum Morsbroich“ präsentiert wurden. Begleitend zu dieser Ausstellung gab das Museum einen umfangreichen Katalog heraus, der die grafische Sammlung des Museums wissenschaftlich dokumentierte und abbildete.

Gleichzeitig baute Heinzelmann behutsam den Schlosspark mit ortsspezifischen Skulpturen aus, um den Besuchern Leverkusens beziehungsweise des Morsbroicher Geländes ein Kunsterlebnis „ohne Eintritt“ zu ermöglichen. Der Brunnen des dänischen Künstlers Jeppe Hein („Water Island Morsbroich“) bietet seit dem Jahr 2010 Kindern, Jugendlichen, Brautpaaren, Kunsttouristen und Spaziergängern gleichermaßen ein unvergessliches Wasserspiel.

Von Beginn an hat Heinzelmann also ein Konzept verfolgt, das den Standort Morsbroich in seiner Gesamtheit aufwertet. Die dort ansässigen Institutionen wie der Kunstverein, das Museum, der Museumsshop, der Gartensaal, das Restaurant, das Standesamt, aber auch der Park als Naherholungsziel sollten möglichst gestärkt aus der Arrondierung hervorgehen, damit Morsbroich als attraktives Ziel für die Bürger der Stadt Leverkusen und ihre Gäste funktioniert. Nach konservativer Schätzung besuchen 40.000 Besucherinnen und Besucher jährlich das Morsbroicher Areal.

Die drei Säulen der programmatischen Arbeit des Museum Morsbroich: 
die Sammlung des Museums ─ die Geschichte des Museums ─ der Ort als Ausgangspunkt für Ausstellungen

Gegenüber dem Museum Morsbroich befinden sich die Museen in Städten wie Köln, Düsseldorf oder Essen aufgrund ihres Standortes und der kontinuierlich hohen Finanzausstattung unterdessen in einem überragenden Vorteil. Ihre Träger haben in der Vergangenheit unvergleichlich mehr Geld in den Auf-und Ausbau ihrer Sammlungen, die Ausstattung, Neubauten etc. investiert. Die Kommunen haben verkehrliche Infrastrukturen aufgebaut, die jeweils auf die Kultur abgestimmt sind. Sie verfügen über jahrzehntelang ausgebaute Ressourcen im Bereich Stadtmarketing und bewerben dabei weitere touristische Angebote, die das Angebot der Museen unterstützen. Darüber hinaus besitzen die Bewohner dieser Städte ein stärker ausgeprägtes Selbstverständnis als Bürger ihrer Stadt und wenden sich aktiver den möglichen Kristallisationspunkten von städtischem Selbstbewusstsein, Bürgerstolz und Identifikation zu.

Angesichts der Tatsache, dass der Investitionsstau gegenüber vergleichbaren oder größeren Kommunen als Leverkusen in naher Zukunft nur schwer zu beheben sein wird, betonte Heinzelmann daher von Beginn seiner Amtszeit an die Besonderheit des Ortes Morsbroich. Morsbroich ist historisch (seit 1220 belegt), architektonisch (mit Bauten aus dem 17.-19. Jahrhundert) und kunstgeschichtlich der herausragende Ort in der noch jungen Stadt Leverkusen. Hier trifft sich die Bürgergesellschaft, um Ehrungen beziehungsweise Feiern von gesamtstädtischer Bedeutung zu begehen und sich mit einem besonderen musealen Angebot seiner eigenen Geschichte und ihrer Besonderheit zu versichern. Morsbroich wird von den Leverkusener Bürgern nicht mit der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stadtteil identifiziert und ist damit auch nicht Bestandteil manch tief sitzender Rivalitäten zwischen einzelnen Teilorten.

In Morsbroich lassen sich keine klassischen „White-Cube-Ausstellungen“ (Ausstellungen in einem neutralen, extra für Ausstellungszwecke erbauten Raum) realisieren. Dazu sind die barocken Räumlichkeiten mit ihrer vollständigen Durchfensterung, den Stuckdecken und den vielen Türdurchlässen zu eigenwillig. Daher bietet sich für das Museum Morsbroich ein Konzept an, das auf Ausstellungen setzt, die den Ort der Ausstellung im Sinne eines Alleinstellungsmerkmals besonders betonen: Es sollen möglichst viele Ausstellungen entstehen, die ausschließlich in Leverkusen oder zumindest besonders gut in Leverkusen gezeigt werden können.
Etwa die Hälfte aller seit 2006 in Morsbroich gezeigten Ausstellungen beziehen sich daher explizit auf den Ort als architektonischen oder auch sozialen Raum, auf die Geschichte des Museums und ihre Verbindung zu bestimmten Künstlerinnen und Künstlern oder ganz direkt auf die Sammlung des Hauses.

1. Der Ort als Ausgangspunkt für Ausstellungen

Das Schlossgebäude dient dem Museum regelmäßig als Ausgangspunkt und Thema für seine Ausstellungen. Indem die Geschichte des Gebäudes und seiner Bewohner sowie dessen Architektur von den Verantwortlichen herausgehoben wird, rückt die Einzigartigkeit der Leverkusener Situation in den Mittelpunkt: Hier trifft man auf ein mit Charakter, Erfahrungen und Besonderheiten gesättigtes Gebäude, das in der Lage ist, den Bürgern der Stadt und ihren Gästen die Begegnung von Kunst und Geschichte zu ermöglichen.

Beispiele:
• Personal Affairs. Neue Formen der Intimität (2006)
• Ann Veronica Janssens. An den Frühling (2007)
• PROJECTS: DONE. Eine Ausstellung von Candida Höfer mit Kuehn Malvezzi (2009)
• Frauenzimmer (2011)
• Rosemarie Trockel / Paloma Varga Weisz. Maison de Plaisance (2012)
• Zeitgespenster. Erscheinungen des Übernatürlichen in der zeitgenössischen Kunst (2012/2013)
• Thomas Grünfeld – homey. Werke von 1981 bis 2013 (2013)
• Zilla Leutenegger. 13 Räume – Eine Biografie in Kleidern (2013/2014)
• Jäger & Sammler in der zeitgenössischen Kunst (2014)
• Jana Gunstheimer (2015/2016)

3. Die Sammlung als Ausgangspunkt für Ausstellungen / Sammlungsausstellungen

Obwohl die Stadt Leverkusen seit 2004 den Ankaufsetat des Museum Morsbroich ausgesetzt hat, steht die eigene Sammlung häufig im Mittelpunkt der Ausstellungstätigkeit. Sie ist mit rund 600 Werken im Bereich Malerei und Skulptur sowie mit rund 4.000 Werken im Bereich der Grafik relativ klein. Neben den klassischen Einzelpräsentationen sowie Übersichtsausstellungen setzt das Museum daher auch auf besondere Themenschwerpunkte wie zum Beispiel die Magie als verbindendes Element einzelner Sammlungsstücke oder die Bearbeitung der Sammlung durch Künstler wie Jan Albers und Jens Ullrich.

Beispiele:
• VIP III. Arena der Abstraktion (2006)
• Blattgold. Meisterwerke der grafischen Sammlung des Museum Morsbroich (2008) und Georg Baselitz (2008)
• Jan Albers & Jens Ullrich: Kollekte (2009)
• Alfred Hrdlicka. Wie ein Totentanz (2010)
• Fred Sandback. Zeichnung, die man bewohnen kann (2011)
• Hans Salentin. Collagen mit Papier und Metall (2013)
• Eine Handvoll Erde aus dem Paradies. Magische Objekte aus dem Museum Morsbroich (2013/2014)
• Blinky Palermo. Das Grafische Werk (2014/2015)
• Darüber hinaus pflegt das Museum Morsbroich eine beispielhafte Kooperation mit der Wiesdorfer Christuskirche, wo in den Jahren 2011 und 2014 Ausstellungen mit Werken von Rudolf Schoofs und Franz Hitzler aus dem Sammlungsbestand des Museums der Leverkusener Bevölkerung zugänglich gemacht wurden.

4. Die Geschichte des Museums als Ausgangspunkt für Ausstellungen

Der Gründungsauftrag für das Museum Morsbroich lautete im Jahr 1951, „ständige Ausstellungen lebender Künstler zu veranstalten“. Nach mehr als 60 Jahren ununterbrochener Ausstellungstätigkeit wird jedoch deutlich, dass das Museum in seiner Geschichte eine Vielzahl historisch bedeutender Ausstellungen durchgeführt hat. Heute erinnert das Museum an diese Geschichte, nicht nur, um den Rang der Stadt als kulturellen Taktgeber für Innovation und Fortschritt zu beleuchten, sondern auch um die Impulse Leverkusen für die Gegenwart herauszuarbeiten.

Beispiele:
• Das Theater ist auf der Straße. Die Happenings von Wolf Vostell (2010)
• Keramische Räume. Lucio Fontana, Norbert Prangenberg, Thomas Schütte, Rosemarie Trockel, Markus Karstieß (2014)
• More Konzeption Conception Now (2015)

Die Morsbroicher Programmatik im Spiegel der anderen
Mit seinem Dreisäulen-Modell setzt sich das Museum Morsbroich intensiv mit seiner eigenen Sammlung, dem Ort als architektonischem und sozialem Bezugspunkt und seiner Geschichte auseinander. Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) würdigte diesen Ansatz bereits im Jahr 2009 in einem mehrseitigen Artikel über die Frage nach dem zeitgemäßen Umgang mit Sammlungsbeständen (12.12.2009). Unter der Überschrift „Zwischen Wunderkammer und Mausoleum“ skizzierte die Autorin das Problem: „Gradmesser des Erfolgs und Argument für staatliche Förderung ist und bleibt die Besucherquote. Wenn diese schrumpft, das Sammeln stagniert und Altbestände weder gesichtet noch restauriert werden können, verwandelt sich das Museum in ein Mausoleum. (…) Sollte anstatt in spektakuläre Neubauten und schnell vergessene Events nicht besser in den Erhalt von teilweise heruntergekommenen alten Museen und deren Sammlungen und Bibliotheken investiert werden? Wie sehen Lösungsansätze aus?“

Die Autorin nennt drei Institutionen und ein Netzwerk in Deutschland, die diese Probleme idealtypisch bewältigen, das Städel Museum in Frankfurt, die Staatlichen Museen zu Berlin, die Ruhrkunstmuseen als Zusammenschluss von insgesamt 20 Museen und das Museum Morsbroich in Leverkusen: „Einige experimentierfreudige Museumsdirektoren machen vor, wie es gehen könnte. Markus Heinzelmann etwa schlägt in Wechselausstellungen sinnstiftende Brücken zwischen zeitgenössischen Kunstwerken und Arbeiten der eigenen Museumssammlung und überzeugte die Jury des Kunstkritikerverbandes, die sein Museum Morsbroich (bei Leverkusen) zum Museum des Jahres 2009 kürte.“

Auszeichnungen und Preise
Die Qualität der Ausstellungen und der besondere Umgang mit der Sammlung, dem Ort und der Geschichte von Morsbroich hat überregional sehr viel Aufmerksamkeit erregt. Zum allerersten Mal in seiner mehr als 60järigen Geschichte wurden daher das Leverkusener Museum und die Arbeit, die dort geleistet wird, in den vergangenen Jahren vielfach ausgezeichnet.

1. Ausstellung des Jahres in NRW 2008
Die Auszeichnung zur Ausstellung des Jahres (WamS), die jährlich von einer hochkarätigen Fachjury vergeben wird, gilt als wichtigste Auszeichnung an Museen innerhalb von NRW. Im Jahr 2008 wurde die von Markus Heinzelmann kuratierte Ausstellung „Gerhard Richter. Übermalte Fotografien“ zur Ausstellung des Jahres gewählt. Sie ist in enger Zusammenarbeit mit dem in Köln lebenden Künstler entstanden und zeigte mit insgesamt 500 ausgestellten Werken erstmal ein bis dahin nahezu unbekanntes Genre im Werk von Gerhard Richter. Wegweisend war in diesem Zusammenhang auch die Kooperation mit dem Museum Ludwig in Köln. Das Museum Morsbroich und das Museum Ludwig hatten sich weit im Vorfeld der Ausstellung auf eine Synchronisierung ihrer beiden Ausstellungen – in Köln zeigte Richter eine umfangreiche Retrospektive seines Werks – geeinigt, so dass die Häuser in der Pressearbeit und mit Blick auf ihr Marketing erheblich voneinander profitieren konnten.

2. Deutschlands Museum des Jahres 2009
Im Jahr 2009 wird das Museum Morsbroich vom Internationalen Kunstkritikerverband (aica) zum „Museum des Jahres in Deutschland“ gewählt. Es ist die höchste Auszeichnung, die ein deutsches Museum erhalten kann. In der Begründung der Jury heißt es: „Am Beispiel zweier erst jüngst realisierter Ausstellungen, an dem der ‚Übermalten Fotografien‘ von Gerhard Richter und an ‚Projects: Done‘, einer umfangreichen Werkschau mit den Fotografien von Candida Höfer, lässt sich das bemerkenswert hohe Niveau der Ausstellungstätigkeit in Leverkusen ablesen.
Vorbildlich, bei aller Heterogenität des Angebots, wurde eine Brücke geschlagen zwischen der eigenen Sammlung und dem Ausstellungsprogramm, somit das Publikum sorgsam herangeführt an die jeweils aktuellsten Kunstströmungen wie das Informel, das Happening und die Décollagen, die moderne Plastik oder die neue Fotografie.
Sowohl die konsequent durchgeführte, sehr eigenständige Sammlungspolitik als auch die qualitätvolle, durch wissenschaftlich erarbeitete Kataloge begleitete Ausstellungsreihe des Museum Morsbroich überzeugten die Jury.“

3. Verleihung des Justus-Bier-Preises für Kuratoren an Doreen Mende und Markus Heinzelmann für die Ausstellung „PROJECTS: DONE. Eine Ausstellung von Candida Höfer mit Kuehn Malvezzi“ 2010
Der einzige deutsche Preis für Kuratoren wird gleich im zweiten Jahr seines Bestehens 2010 nach Leverkusen vergeben.
„Der Preis gilt den Arbeiten junger Kuratorinnen und Kuratoren im deutschsprachigen Raum, die ein besonderes Verständnis für die Kunst des 20. und 21. Jahr¬hun¬derts bewiesen haben. Die Aus¬zeich¬nung wird für die herausragende sprachliche und fachliche Qualität von Katalogtexten oder für eine besonders gelungene editorische Leistung einer Kata¬log¬produktion vergeben. (…) Justus Bier (1899–1990) war von 1930–1936 Direktor der Kestner Gesellschaft in Hannover. Da Justus Bier Jude war, sind seine Entlassung und das Verbot seines konsequent der modernen Kunst gewidmeten Programms immer wieder durch die Nazis gefordert worden.
Jedoch hat Justus Bier weder sein Programm geändert, noch wurde er vom Vorstand der Kestner Gesellschaft abberufen. Im Zusammenhang mit seiner Franz Marc Ausstellung im Jahre 1936 wurde das Institut durch die Gestapo geschlossen.“ (Selbstdarstellung)

4. Bestes Ausstellungprogramm in NRW 2015 (WamS)

Das Museum als Botschafter Leverkusens

Die Arbeit in Morsbroich wird von der regionalen und besonders von der überregionalen Presse aufmerksam begleitet und bewertet. Durch die Vielzahl der Auszeichnungen, das positive Echo auf die profilierte Leverkusener Programmatik und die dichte Berichterstattung über die Ausstellungen entwickelt sich ein außergewöhnlich positives Bild von Leverkusen als Standort für Gegenwartskunst. Morsbroich wird auf diesem Wege zu einem nicht zu unterschätzenden Teil des Leverkusener Stadtmarketings. Während die Berichterstattung über den Chemiestandort Leverkusen beziehungsweise über Leverkusen als Sportstadt gelegentlich kritisch eingefärbt ist und sich dadurch ein ambivalentes Bild ergibt, fällt die überregionale Berichterstattung über das Museum Morsbroich fast ausnahmslos positiv aus.

Eine qualifizierte Internetsuche nach den publizierten Seiten zu den bekanntesten kulturellen Aktivitäten in Leverkusen bestätigt mit Blick auf das Stadtmarketing die hohe Reichweite des Museum Morsbroich:

„Leverkusener Jazztage“ 178.000 Ergebnisse
„Museum Morsbroich“ 127.000 Ergebnisse
„Sensenhammer“ 36.000 Ergebnisse
„Forum Leverkusen“ 32.700 Ergebnisse
„Bayer Kultur“ 15.000 Ergebnisse
„Japanischer Garten Leverkusen“ 6.500 Ergebnisse
„Erholungshaus Leverkusen“ 4.800 Ergebnisse


Fazit und Ausblick

Das Museum Morsbroich zählt unbestritten zu den wenigen herausragenden Kristallisationspunkten einer Leverkusener Identität. Als Teilbetrieb der so genannten KulturStadtLev, der unter anderem für die Bewirtschaftung des Gartensaals, repräsentative Veranstaltung der demokratischen Organe der Stadt Leverkusen und ihrer Bürger sowie den Museumsbetrieb zuständig ist, nimmt es eine zentrale, die unterschiedlichen Interessen der Leverkusener Bürgerschaft zusammenführende Aufgabe war. Von entscheidender, sinnstiftender Bedeutung ist dabei die Tatsache, dass die junge Bürgerschaft der Stadt im Jahr 1951 das Gebäude der Gegenwartskunst gewidmet und mit einem Auftrag versehen hat, der die Wunden des Nationalsozialismus heilen sollte. Auf diese Weise entstand ein einmaliges Zentrum für eine experimentelle, internationale und durchaus herausfordernde Kunst, mit dem es der Stadt Leverkusen gleichermaßen gelungen ist, Sozial- wie Kunstgeschichte zu schreiben.

Trotz seiner im Vergleich mit anderen Kommunen bescheidenen Ausstattung ist es dem Museum gelungen, seine einzigartige Stellung bis in die Gegenwart hinein zu behaupten und damit der Stadt Leverkusen eine hohe Aufmerksamkeit im kulturellen Bereich zu ermöglichen. In den vergangenen Jahren ist das Museum mit einer Fülle von Auszeichnungen und Preisen bedacht worden. Durch das Museum wird das Bild einer eindimensional auf die Chemieindustrie ausgerichteten Kommune entscheidend erweitert. Innerhalb der Bürgerschaft ist das Museum ein Ort, an dem in hohem Maße bürgerschaftliches Engagement erkennbar wird, und zwar durch ein stark entwickeltes Ehrenamt sowie durch ein ausgeprägtes Vereinsleben. Durch den Museumsverein Morsbroich e.V. werden darüber hinaus namhafte Zuwendungen durch private Geldgeber, bundesweite Stiftungen oder zum Beispiel das Land Nordrhein-Westfalen für die Stadt akquiriert. Darüber hinaus hat sich das Museum als eine wichtige Bildungsinstitution innerhalb der Stadt etabliert, die eine herausgehobene Rolle in der Stärkung ihrer jüngsten, aber auch erwachsenen Bürger außerhalb der schulischen Lernorte ermöglicht.

Das Museum hat sich zu einem attraktiven Ziel für Bürger der Stadt Leverkusen und ihre Gäste entwickelt. Rund 40.000 Besucher im Jahr erleben ein ausgesprochen vielfältiges Angebot, das vom Kindergartenkind bis zum Rollstuhlfahrer, vom Ausstellungs- bis zum Restaurantbesucher, von der Politik, der Wirtschaft und der Kultur gleichermaßen genutzt wird.

Der Umgang mit dem Morsbroicher Erbe bildet eine Blaupause für die Zukunftsfähigkeit der Stadt Leverkusen. Kann man der „kreativen Klasse“ (Richard Florida) und allen Bürgern dieser Stadt eine glaubwürdige Heimat geben? Das Museum Morsbroich ist der Ort, an dem sich alle Generationen, Geschlechter, Schichten und Interessensgruppen treffen können. Diesen Ort gilt es weiter zu stärken.

 

Neues Gefüge

Nach der der abgewanden vorgeschlagenen Schließung des Hauses leitete es Dr. Fritz Emslander komissarisch. Unter der Leitung von Jörg van den Berg forumliert und stellt sich das Haus seit 2021 neu auf.

Ein Prozess, der alles in Frage stellt, der den Anschluß an Leverkusen und seine Bürger sucht, ist initialisiert.

So hat der Rat der Stadt Leverkusen in seiner Sitzung am 4. April 2022 das Konzept zur Erstellung einer neuen Planungsgrundlage für die Entwicklung des Ensembles Morsbroich ohne Gegenstimme verabschiedet. Damit wurden 1,9 Mio. Euro finanzielle Mittel bis 2026 für die Umsetzung der Neuausrichtung von Morsbroich bewilligt. Das ist ein starkes und lange nicht gesehenes Signal der Stadt, ein echtes Bekenntnis zur Zukunft des Museums Morsbroich.

„Diese uneingeschränkte politische Zustimmung zu unserer Neukonzeption ist eine Kehrtwende im Verhältnis zwischen der Stadt Leverkusen und dem Museum und dem gesamten Ensemble Morsbroich. Das ist ein großartiger Vertrauensvorschuss für unsere nun beginnende Weiterentwicklung von Morsbroich“, so Museumsdirektor Jörg van den Berg. „Das gesamte Team ist sehr dankbar, dass unser Ansatz, Morsbroich als Ganzes gemeinsam mit einer Kerngruppe international anerkannter Künstlerinnen und Künstler anzugehen, unterstützt wird. Wir wollen aus einem Museum für Gegenwartskunst ein gegenwärtiges Museum machen.“

Künstlerisches Denken und Kunstwerke sollen Morsbroich als öffentlichen Raum für die Stadtgesellschaft neugestalten. Morsbroich sucht Nachbarschaften. Modellhaft soll über mögliche neue Verhältnisse zwischen einer Stadt, ihren Bewohner*innen und internationaler Spitzenkultur geforscht werden. Dies wird ein Beteiligungsprozess werden, in dessen Verlauf das Museum immer wieder neue Partner*innen finden möchte und muss. „Künstler*innen und andere Akteure beleben diesen besonderen Ort mit Ideen, mit Bildern, Klängen und Worten. Sie bringen Morsbroich zum Klingen und breiten Picknickdecken aus. Morsbroich möchte Impulse für eine zukünftige Leverkusener Stadtkultur setzen“, so Jörg van den Berg. „Als ein sinnliches Totalereignis soll Morsbroich neu sichtbar und anders erlebbar werden.“

https://rp-online.de/nrw/staedte/leverkusen/leverkusener-museumschef-will-morsbroich-zum-klingen-bringen_aid-67920299.

Geschichte

Am 27. Januar 1951 wird das Museum Morsbroich als erste Neugründung eines Museums für Gegenwartskunst in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland feierlich eröffnet. Der kommissarische Oberbürgermeister der Stadt Leverkusen, Landrat Wilhelm Dombois, fasst zu dieser Gelegenheit die Überlegungen des Rates und der eigens gebildeten Kunstkommission folgendermaßen zusammen:

„Die Stadt Leverkusen hatte Gelegenheit, das kunsthistorisch wertvolle, dem Baron von Diergardt gehörende Schloß Morsbroich auf 20 Jahre zu pachten, um es ausschließlich kulturellen Zwecken dienstbar zu machen. Der wesentliche Teil dieses Schlosses nimmt das städtische Museum auf, für das die Vorarbeiten schon geleistet und ein Kuratorium gebildet ist. Das Kuratorium hat sich die Aufgabe gestellt, (…) ständige Ausstellungen lebender Künstler zu veranstalten, und allen Kunstrichtungen ohne Voreingenommenheit und einseitige Bevorzugung einzelner Gelegenheit zu geben, ihr Können zu zeigen und sich der Kunstkritik und auch dem Publikum zu stellen.“
Mit diesen Worten wurde das ‚Grundgesetz für das Museum Morsbroich‘ formuliert, das der Kulturausschuss im Dezember 1952 noch einmal bestätigt, und das den legendären Rang von Morsbroich als Heimat von junger, experimenteller und wegweisender Kunst begründet.

Was man sich heute kaum mehr vorstellen kann: Das Kulturleben im Rheinland spielte sich nach den zwölf Jahren künstlerischer Verarmung während der Zeit des Nationalsozialismus zuerst vor allem im privaten Rahmen ab. In Alfter bei Bonn organisierte zum Beispiel die so genannte Donnerstagsgesellschaft von 1947 bis 1950 Ausstellungen, Vorträge, Diskussionsrunden und Konzerte – ebenfalls in den Räumen eines barocken Schlosses. Mit der Eröffnung des Museum Morsbroich stellte sich Leverkusen daher an die Spitze einer kulturellen Bewegung, die darauf abzielte, die verfemte Moderne auch institutionell wieder in ihr Recht zu setzen und von der Gegenwartskunst Anregungen für ein demokratisches Miteinander zu empfangen. Die Erfindung der Weltkunstausstellung documenta im Jahr 1955 beruhte genau auf diesem Konzept des Nachholens verlorener Jahre und einem visionären Blick in die Zukunft.

Ausstellungstätigkeit
des Museum Morsbroich

Bis zum Jahr 1986 gab es in Nordrhein-Westfalen lediglich zwei Museen, die sich dem Thema Gegenwartskunst gewidmet hatten: die Kunstmuseen Krefeld und das Museum Morsbroich, Leverkusen. Mit ihrer besonderen Ausrichtung zogen die Städte Krefeld und Leverkusen weit über die Grenzen des Bundeslandes hinaus Gäste an.

Schon zur Zeit des Direktorats von Udo Kultermann (1959-1964) und daran anschließend während der Leitungstätigkeit von Rolf Wedewer (1965-1995) hat das Museum Morsbroich zahlreiche legendäre Ausstellungen organisiert, die den international herausragenden Ruf von Leverkusen als Museumsstadt festigten. Udo Kultermann zeigte 1960 die weltweit erste Museumsausstellung zur „Monochromen Malerei“. Er veranstaltete vom 5.-7. Mai 1961 die „Morsbroicher Kulturtage“ unter Beteiligung von Theodor W. Adorno, Max Bense, Helmut Heissenbüttel u.v.a. Kultermann richtete 1962 die erste Retrospektive des Werks von Lucio Fontana aus und holte 1963 den jungen Architekten Oswald M. Ungers als Kurator nach Leverkusen, der Anfang der 1980er Jahre den Umbau und die Sanierung des Museums leitete. Rolf Wedewer machte unter anderem das Jahr 1969 zu einem unvergessenen Ausstellungsjahr, als er mit „Konzeption – Conception“ die weltweit erste Museumausstellung zur Konzeptkunst zeigte, die bis heute die Kunstproduktion dominiert, und mit der Ausstellung „Räume – environments“ das barocke Schloss in einen von Künstlern raumweise gestalteten  Parcours verwandelte.

1986 veränderte sich die Museumslandschaft in NRW grundlegend, als in Düsseldorf die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen ihren Neubau am Rand der hochfrequentierten Altstadt eröffnete und die Stadt Köln dem Sammlerehepaar Peter und Irene Ludwig einen repräsentativen Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dom und Hauptbahnhof errichtete. Beide Häuser sind – genauso wie das 1982 eröffnete Museum Abteiberg in Mönchengladbach – der Klassischen Moderne und der Gegenwartskunst gewidmet.

Programmatik von Museum Morsbroich


1. Curt Schweicher (1951-1958)

Die Programmatik des Museums hing seit seiner Gründung naturgemäß sehr stark von den jeweiligen Institutsleitern ab. Als erstberufener Direktor hat Curt Schweicher (1951-1956) die Vorgaben des Rates und der Kunstkommission energisch umgesetzt und sein Programm auf drei Säulen gegründet:
1. Rheinische Künstler und Künstlervereinigungen wie zum Beispiel „Rheinische Sezession Düsseldorf“ (1951), „Xaver Fuhr – Aquarelle“ (1952), „Bergische Kunstgenossenschaft Wuppertal“ (1952), „Anton Raederscheidt. Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen 1922 – 1952“ (1952), „Werkkunstschule Krefeld“ (1955) oder „ F.M. Jansen“ (1955)

2. Kunst anderer Länder wie zum Beispiel „Schweizer Graphik der Gegenwart“ (1951), „Englische Lithos und Monotypien“ (1953), „Industrie und Handwerk schaffen neues Hausgerät in USA“ (1953), „Das neue Bauen in Holland“ (1953), „Fantastische Basler Malerei“ (1955), „Brasilien baut“ (1956) oder „Italienische Malerei heute“ (1956)

3. Kunst der Klassischen Moderne wie zum Beispiel „Vom Impressionismus bis zur Malerei der Gegenwart. Eine Wanderausstellung von Reproduktionen. Veranstaltet von der UNESCO“ (1951), „Deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung Haubrich“ (1953), „Oskar Moll“ (1954), „Fernand Léger“ (1955) oder „Robert Delaunay“ (1956)

Als bedeutendste Ausstellung unter der Ägide von Curt Schweicher kann eine Ausstellung gelten, in der alle drei Aspekte seiner Programmatik zusammentreffen: Ausgewanderte Maler (1955).

Curt Schweicher selbst beschreibt seine Beweggründe für die Durchführung dieser Ausstellung:
„Viele, denen Kunst ein Anliegen ist, wollten die Künstler einmal nebeneinander sehen, die Deutschland verlassen haben, sei es in dem Augenblick, in dem ihrer Kunst in Deutschland der Boden entzogen und ihr Leben gefährdet wurde, sei es zu einer früheren Zeit, als der dem Künstlerischen eigene Drang zur Ausweitung die Künstler andere Länder und Metropolen aufsuchen ließ. (…).

Es sind auch Künstler nicht-deutscher Herkunft unter ihnen. Deutschland war für sie entweder Durchgangsland oder Wahlheimat, die sie freiwillig aufgaben oder aufgeben mußten. So erinnert die Ausstellung an ein blühendes deutsches Kunstleben von einst, an ein sehr aufnahmebereites und aufnahmefähiges deutsches Kunstleben, für dessen über der Frage nach der nationalen Herkunft stehenden Kunstenthusiasmus vielleicht die Internationalität des Bauhauses Symptom und Symbol sein kann.“

Mit dieser Ausstellung vertieft Schweicher auch noch einmal den Gründungsgedanken der Bürger Leverkusens, mit dem Museum ein Zeichen gegen die Barbarei der Nationalsozialisten und ihrer Unterdrückung der modernen Kunst zu setzen. Der Verkauf von Kunstwerken aus den öffentlichen Museen und der propagandistische und schließlich auch physische Druck auf die Künstler, Sammler und Museumsmitarbeiter, der zum Verlust herausragender Kulturgüter und zur Auswanderung und Ermordung von Künstlerinnen und Künstlern führte: Mit dem Museum Morsbroich soll ein Zeichen gegen die Diktatur und ihre Wasserträger gesetzt werden, die Mensch und Kunst gleichermaßen verachteten. 

2. Udo Kultermann (1959-1964)

Udo Kultermann vertrat von Beginn seiner Amtszeit eine ausgesprochen progressive Kunstauffassung und interessierte sich besonders für grenzüberschreitende Ausstellungen.1962 fasst er seine Überzeugungen folgendermaßen zusammen: „Das Museum Morsbroich will also der Kunst wieder den lange verlorenen Platz in der Mitte der Gemeinschaft geben, also die Mauern des Museums niederreißen. Denn es ist absurd zu glauben, ein Museum bestehe um seiner selbst willen; es hat vielmehr genau bestimmbare Funktionen in der Gemeinschaft. Auch die Kunst ist nicht nur für die Kunst da. Vom Blickpunkt der zeitgenössischen Kunst, die aus dem Chaos der sich ebenfalls wie Kunst gebärdenden Sinnlosigkeit herausgelöst werden muß, will Morsbroich den Versuch machen, eine neue Verantwortlichkeit für Ordnung und Harmonie, neue Gesetzmäßigkeiten und Maßstäbe, eine neue Dynamik und einen neuen Rhythmus durch die Werke junger Künstler wirksam werden zu lassen für alle die Menschen, die ebenfalls an einer Harmonisierung des Menschen und seiner Umwelt, der Menschen untereinander und der Menschen zum Kosmos interessiert sind. Es geht hier wie im gesellschaftlichen und im politischen Bereich um die Überwindung erstarrter Grenzen, um die Überwindung auch der Grenzen zwischen eben diesen verschiedenartigen Bereichen, um die Wiedereinbindung der Kunst in die Realität unserer alltäglichen Geschehnisse.“

In den fünf Jahren seines Direktorats (1959–1964) zeigte Kultermann unter anderem den Schweizer Architekten, Künstler und Designer Max Bill, der als Lehrer an der Kunstgewerbeschule Zürich und einer der Gründer der Ulmer Hochschule für Gestaltung für einen entgrenzten, politisch und gesellschaftlich engagierten Begriff des Künstlers stand. – Die legendäre Ausstellung „Monochrome Malerei“, mit der Udo Kultermann im Frühjahr 1960 erstmals die Konzeption einer „neue[n] kunstlose[n] Kunst“ vorstellte, die „Ausdruck einer über die Kunst hinausweisenden Vision unserer Gesellschaft“ sei. – Und den Grenzgänger Lucio Fontana, den Udo Kultermann vom 12. Januar bis zum 4. März 1962 mit seiner damals größten Retrospektive seines Werks im Museum Morsbroich zeigte.

Außerdem zeigte er „Roberto Crippa“ (1960), die Ausstellung „Ad Reinhardt, New York, – Francesco Lo Savio, Rom, – Jef Verheyen, Antwerpen“; er präsentierte 1961 eine von Yona Friedman kuratierte Ausstellung über „Mobile Architektur“, veranstaltete im gleichen Jahr die interdisziplinär ausgerichteten „Morsbroicher Kunsttage“ unter Beteiligung von Theodor W. Adorno, Max Bense, Otto Mauer, Umbro Appollonio, Heinz-Klaus Metzger, der Tänzerin Kaluza, Frei Otto, Norbert Kricke, Gerhard v. Graevenitz sowie Helmut Heissenbüttel, Franz Mon und Hans G. Helms. 1962 zeigte er die große, vom Stedelijk Museum Amsterdam initiierte Retrospektive von Kasimir Malewitsch, mit der das Werk des russischen Suprematisten erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in das Bewusstsein einer größeren Öffentlichkeit gerückt wurde. Kultermann organisierte 1962 eine große Ausstellung über den Konstruktivismus und präsentierte 1963 „Die gläserne Kette. Visionäre Architekten aus dem Kreis um Bruno Taut 1919–1920“, für deren Durchführung er den jungen Oswald Mathias Ungers gewinnen konnte. In seinem Abschiedsjahr 1964 zeigte er unter anderem das zeichnerische Werk des sowjetischen Regisseurs Sergei Eisenstein und führte bei dieser Gelegenheit auch dessen Filme auf.

Dieser strikte interdisziplinäre und auf eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft zielende Ansatz stieß in der Bevölkerung immer wieder auf Unverständnis. Der außergewöhnliche Rang dieses Direktors wurde erst im Rückblick in vollem Umfang anerkannt.

3. Rolf Wedewer (1965 – 1995)

1965 trat Rolf Wedewer viel offensiver als sein Vorgänger und mit dem Ziel einer möglichst kontroversen Diskussion in der Öffentlichkeit sein Amt in Leverkusen an. Wedewer zeigte thematisch zugespitzte Ausstellungen wie „Realismus der Symptome“ (1966), „Tradition und Gegenwart“ (1966), „Fetisch-Formen“ (1967) beziehungsweise „Fetisch Jugend. Tabu Tod“ (1972). Höhepunkte seiner Ausstellungstätigkeit bildeten unter anderen die Ausstellungen „Konzeption – Conception“ und „Räume – environments“, beide im Jahr 1969. Während der Amtszeit von Rolf Wedewer wurde das Schloss durch den renommierten Kölner Architekten Oswald Mathias Ungers aufwändig renoviert (1981-1985). Wedewer nutzte die Wiedereröffnung zu einer glanzvollen Gegenüberstellung ägyptischer und moderner Skulptur (1986).

4. Susanne Anna und Gerhard Finckh (1995 – 2006)

Während Curt Schweicher, Udo Kultermann und der frühe Wedewer starke programmatische Ansätze verfolgten, blieben Susanne Anna (1995-1999) und Gerhard Finckh (2000-2006) in ihrer Programmatik offener. Anna knüpfte punktuell an Wedewers Schwerpunkt im Informel sowie an sein frühes Interesse an kontroversen Themenausstellungen an. Gerhard Finckh versuchte, auch die frühe Nachkriegsmoderne mit herausragenden Künstlern wie Andy Warhol und Robert Motherwell zu integrieren und suchte gezielt Kooperationen mit Privatsammlungen („Darlings: Bilder und Skulpturen aus privaten Sammlungen“, 2001; „Franz von Lenbach und die Kunst heute“, 2005). Besonders die publizistisch ertragreiche Zusammenarbeit mit dem Verleger Alfred Neven DuMont, dessen Sammlung von Gemälden Franz von Lenbachs Finckh im Jahr 2004 im Rahmen der Ausstellung „Franz von Lenbach und die Kunst heute“ ausstellte, sowie die Verbindung mit der Landesgartenschau in Leverkusen 2005 erfuhren großen Zuspruch.

5. Markus Heinzelmann (2006 - 2018)

2006 - 2018 führte Markus Heinzelmann das Museum. Als klassisch ausgebildeter Kunsthistoriker brachte er Erfahrungen aus dem öffentlichen Dienst (Sprengel Museum Hannover 1996-1999) und der freien Wirtschaft (CO Siemens AG 1999-2006) mit. Für das Sprengel Museum hat er Ausstellungen im Bereich der Klassischen Moderne und der Gegenwartskunst organisiert. Für die Siemens AG hat er in Kooperation mit öffentlichen Museen und Kunsthallen Themenausstellungen zur Gegenwartskunst durchgeführt, die auf besondere Weise auf die Geschichte und den Standort der Partnerinstitutionen abgestimmt waren.

Auf der Grundlage dieser Erfahrungen und Qualifikationen hat er ein deutlich profiliertes Programm entwickelt, das speziell auf den Standort Museum Morsbroich, Leverkusen, zugeschnitten war. 

Arrondierung der Morsbroicher Institutionen

Die Organisation der Morsbroicher Institutionen, insbesondere das Zusammenspiel von Museum und Kunstverein, war im Jahr 2006 unbefriedigend, weil die Eigenständigkeit und das Profil der einzelnen Institutionen auf verwirrende Weise vermengt waren. Zum Beispiel wurde die Studiogalerie im südlichen Nebengebäude sowohl vom Kunstverein als auch vom Museum Morsbroich genutzt. Aufgrund der geteilten Nutzung fiel es dem Kunstverein schwer, ein klares programmatisches Bild seiner Tätigkeit zu vermitteln. Umgekehrt wurden die Ausstellungen des Museums in der Studiogalerie vom Publikum häufig nicht dem Museum, sondern dem Kunstverein zugeschrieben.

Darüber hinaus fiel im Hauptgebäude des Schlosses die Dachetage fast vollständig für den Ausstellungsbetrieb aus, weil sie als Depot genutzt wurde und weitgehend verwahrlost war. Lediglich zweieinhalb Annexräume wurden für die Präsentation eines Querschnitts aus dem Nachlass Ludwig Gies genutzt, der seit 1997 dort unverändert ausgestellt wurde.

Um beide Institutionen substanziell zu stärken und ihr programmatisches Auftreten besser erkennbar zu machen, wurde 2007 mit dem Kunstverein verabredet, dass dieser ein ganzjähriges Vollprogramm in den Räumen des südlichen Nebengebäudes veranstaltet. Gleichzeitig wurde die Dachetage im Schloss entrümpelt und renoviert. Im Zuge dieser Arrondierung hat das Museum rund 40% an Ausstellungsfläche hinzugewonnen, die seitdem als Grafiketage genutzt wird.

Auf diese Weise konnte Heinzelmann ein zentrales Anliegen seiner Museumspolitik realisieren: die intensivere Beschäftigung mit der Sammlung des Museum Morsbroich und ihre Präsentation für das Leverkusener Publikum. Denn die Grafiketage dient seit ihrer Renovierung die eine Hälfte des Jahres der Präsentation junger, experimenteller Positionen aus dem Bereich der grafischen Kunst, während die andere Hälfte des Jahres dort Sammlungspräsentationen zu sehen sind.

Das wurde gleich zur Eröffnung der Grafiketage im Januar 2008 deutlich, als auf allen drei Ausstellungsetagen unter dem Titel „Blattgold“ die „Meisterwerke der Grafischen Sammlung des Museum Morsbroich“ präsentiert wurden. Begleitend zu dieser Ausstellung gab das Museum einen umfangreichen Katalog heraus, der die grafische Sammlung des Museums wissenschaftlich dokumentierte und abbildete.

Gleichzeitig baute Heinzelmann behutsam den Schlosspark mit ortsspezifischen Skulpturen aus, um den Besuchern Leverkusens beziehungsweise des Morsbroicher Geländes ein Kunsterlebnis „ohne Eintritt“ zu ermöglichen. Der Brunnen des dänischen Künstlers Jeppe Hein („Water Island Morsbroich“) bietet seit dem Jahr 2010 Kindern, Jugendlichen, Brautpaaren, Kunsttouristen und Spaziergängern gleichermaßen ein unvergessliches Wasserspiel.

Von Beginn an hat Heinzelmann also ein Konzept verfolgt, das den Standort Morsbroich in seiner Gesamtheit aufwertet. Die dort ansässigen Institutionen wie der Kunstverein, das Museum, der Museumsshop, der Gartensaal, das Restaurant, das Standesamt, aber auch der Park als Naherholungsziel sollten möglichst gestärkt aus der Arrondierung hervorgehen, damit Morsbroich als attraktives Ziel für die Bürger der Stadt Leverkusen und ihre Gäste funktioniert. Nach konservativer Schätzung besuchen 40.000 Besucherinnen und Besucher jährlich das Morsbroicher Areal.

Die drei Säulen der programmatischen Arbeit des Museum Morsbroich: 
die Sammlung des Museums ─ die Geschichte des Museums ─ der Ort als Ausgangspunkt für Ausstellungen

Gegenüber dem Museum Morsbroich befinden sich die Museen in Städten wie Köln, Düsseldorf oder Essen aufgrund ihres Standortes und der kontinuierlich hohen Finanzausstattung unterdessen in einem überragenden Vorteil. Ihre Träger haben in der Vergangenheit unvergleichlich mehr Geld in den Auf-und Ausbau ihrer Sammlungen, die Ausstattung, Neubauten etc. investiert. Die Kommunen haben verkehrliche Infrastrukturen aufgebaut, die jeweils auf die Kultur abgestimmt sind. Sie verfügen über jahrzehntelang ausgebaute Ressourcen im Bereich Stadtmarketing und bewerben dabei weitere touristische Angebote, die das Angebot der Museen unterstützen. Darüber hinaus besitzen die Bewohner dieser Städte ein stärker ausgeprägtes Selbstverständnis als Bürger ihrer Stadt und wenden sich aktiver den möglichen Kristallisationspunkten von städtischem Selbstbewusstsein, Bürgerstolz und Identifikation zu.

Angesichts der Tatsache, dass der Investitionsstau gegenüber vergleichbaren oder größeren Kommunen als Leverkusen in naher Zukunft nur schwer zu beheben sein wird, betonte Heinzelmann daher von Beginn seiner Amtszeit an die Besonderheit des Ortes Morsbroich. Morsbroich ist historisch (seit 1220 belegt), architektonisch (mit Bauten aus dem 17.-19. Jahrhundert) und kunstgeschichtlich der herausragende Ort in der noch jungen Stadt Leverkusen. Hier trifft sich die Bürgergesellschaft, um Ehrungen beziehungsweise Feiern von gesamtstädtischer Bedeutung zu begehen und sich mit einem besonderen musealen Angebot seiner eigenen Geschichte und ihrer Besonderheit zu versichern. Morsbroich wird von den Leverkusener Bürgern nicht mit der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stadtteil identifiziert und ist damit auch nicht Bestandteil manch tief sitzender Rivalitäten zwischen einzelnen Teilorten.

In Morsbroich lassen sich keine klassischen „White-Cube-Ausstellungen“ (Ausstellungen in einem neutralen, extra für Ausstellungszwecke erbauten Raum) realisieren. Dazu sind die barocken Räumlichkeiten mit ihrer vollständigen Durchfensterung, den Stuckdecken und den vielen Türdurchlässen zu eigenwillig. Daher bietet sich für das Museum Morsbroich ein Konzept an, das auf Ausstellungen setzt, die den Ort der Ausstellung im Sinne eines Alleinstellungsmerkmals besonders betonen: Es sollen möglichst viele Ausstellungen entstehen, die ausschließlich in Leverkusen oder zumindest besonders gut in Leverkusen gezeigt werden können.
Etwa die Hälfte aller seit 2006 in Morsbroich gezeigten Ausstellungen beziehen sich daher explizit auf den Ort als architektonischen oder auch sozialen Raum, auf die Geschichte des Museums und ihre Verbindung zu bestimmten Künstlerinnen und Künstlern oder ganz direkt auf die Sammlung des Hauses.

1. Der Ort als Ausgangspunkt für Ausstellungen

Das Schlossgebäude dient dem Museum regelmäßig als Ausgangspunkt und Thema für seine Ausstellungen. Indem die Geschichte des Gebäudes und seiner Bewohner sowie dessen Architektur von den Verantwortlichen herausgehoben wird, rückt die Einzigartigkeit der Leverkusener Situation in den Mittelpunkt: Hier trifft man auf ein mit Charakter, Erfahrungen und Besonderheiten gesättigtes Gebäude, das in der Lage ist, den Bürgern der Stadt und ihren Gästen die Begegnung von Kunst und Geschichte zu ermöglichen.

Beispiele:
• Personal Affairs. Neue Formen der Intimität (2006)
• Ann Veronica Janssens. An den Frühling (2007)
• PROJECTS: DONE. Eine Ausstellung von Candida Höfer mit Kuehn Malvezzi (2009)
• Frauenzimmer (2011)
• Rosemarie Trockel / Paloma Varga Weisz. Maison de Plaisance (2012)
• Zeitgespenster. Erscheinungen des Übernatürlichen in der zeitgenössischen Kunst (2012/2013)
• Thomas Grünfeld – homey. Werke von 1981 bis 2013 (2013)
• Zilla Leutenegger. 13 Räume – Eine Biografie in Kleidern (2013/2014)
• Jäger & Sammler in der zeitgenössischen Kunst (2014)
• Jana Gunstheimer (2015/2016)

3. Die Sammlung als Ausgangspunkt für Ausstellungen / Sammlungsausstellungen

Obwohl die Stadt Leverkusen seit 2004 den Ankaufsetat des Museum Morsbroich ausgesetzt hat, steht die eigene Sammlung häufig im Mittelpunkt der Ausstellungstätigkeit. Sie ist mit rund 600 Werken im Bereich Malerei und Skulptur sowie mit rund 4.000 Werken im Bereich der Grafik relativ klein. Neben den klassischen Einzelpräsentationen sowie Übersichtsausstellungen setzt das Museum daher auch auf besondere Themenschwerpunkte wie zum Beispiel die Magie als verbindendes Element einzelner Sammlungsstücke oder die Bearbeitung der Sammlung durch Künstler wie Jan Albers und Jens Ullrich.

Beispiele:
• VIP III. Arena der Abstraktion (2006)
• Blattgold. Meisterwerke der grafischen Sammlung des Museum Morsbroich (2008) und Georg Baselitz (2008)
• Jan Albers & Jens Ullrich: Kollekte (2009)
• Alfred Hrdlicka. Wie ein Totentanz (2010)
• Fred Sandback. Zeichnung, die man bewohnen kann (2011)
• Hans Salentin. Collagen mit Papier und Metall (2013)
• Eine Handvoll Erde aus dem Paradies. Magische Objekte aus dem Museum Morsbroich (2013/2014)
• Blinky Palermo. Das Grafische Werk (2014/2015)
• Darüber hinaus pflegt das Museum Morsbroich eine beispielhafte Kooperation mit der Wiesdorfer Christuskirche, wo in den Jahren 2011 und 2014 Ausstellungen mit Werken von Rudolf Schoofs und Franz Hitzler aus dem Sammlungsbestand des Museums der Leverkusener Bevölkerung zugänglich gemacht wurden.

4. Die Geschichte des Museums als Ausgangspunkt für Ausstellungen

Der Gründungsauftrag für das Museum Morsbroich lautete im Jahr 1951, „ständige Ausstellungen lebender Künstler zu veranstalten“. Nach mehr als 60 Jahren ununterbrochener Ausstellungstätigkeit wird jedoch deutlich, dass das Museum in seiner Geschichte eine Vielzahl historisch bedeutender Ausstellungen durchgeführt hat. Heute erinnert das Museum an diese Geschichte, nicht nur, um den Rang der Stadt als kulturellen Taktgeber für Innovation und Fortschritt zu beleuchten, sondern auch um die Impulse Leverkusen für die Gegenwart herauszuarbeiten.

Beispiele:
• Das Theater ist auf der Straße. Die Happenings von Wolf Vostell (2010)
• Keramische Räume. Lucio Fontana, Norbert Prangenberg, Thomas Schütte, Rosemarie Trockel, Markus Karstieß (2014)
• More Konzeption Conception Now (2015)

Die Morsbroicher Programmatik im Spiegel der anderen
Mit seinem Dreisäulen-Modell setzt sich das Museum Morsbroich intensiv mit seiner eigenen Sammlung, dem Ort als architektonischem und sozialem Bezugspunkt und seiner Geschichte auseinander. Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) würdigte diesen Ansatz bereits im Jahr 2009 in einem mehrseitigen Artikel über die Frage nach dem zeitgemäßen Umgang mit Sammlungsbeständen (12.12.2009). Unter der Überschrift „Zwischen Wunderkammer und Mausoleum“ skizzierte die Autorin das Problem: „Gradmesser des Erfolgs und Argument für staatliche Förderung ist und bleibt die Besucherquote. Wenn diese schrumpft, das Sammeln stagniert und Altbestände weder gesichtet noch restauriert werden können, verwandelt sich das Museum in ein Mausoleum. (…) Sollte anstatt in spektakuläre Neubauten und schnell vergessene Events nicht besser in den Erhalt von teilweise heruntergekommenen alten Museen und deren Sammlungen und Bibliotheken investiert werden? Wie sehen Lösungsansätze aus?“

Die Autorin nennt drei Institutionen und ein Netzwerk in Deutschland, die diese Probleme idealtypisch bewältigen, das Städel Museum in Frankfurt, die Staatlichen Museen zu Berlin, die Ruhrkunstmuseen als Zusammenschluss von insgesamt 20 Museen und das Museum Morsbroich in Leverkusen: „Einige experimentierfreudige Museumsdirektoren machen vor, wie es gehen könnte. Markus Heinzelmann etwa schlägt in Wechselausstellungen sinnstiftende Brücken zwischen zeitgenössischen Kunstwerken und Arbeiten der eigenen Museumssammlung und überzeugte die Jury des Kunstkritikerverbandes, die sein Museum Morsbroich (bei Leverkusen) zum Museum des Jahres 2009 kürte.“

Auszeichnungen und Preise
Die Qualität der Ausstellungen und der besondere Umgang mit der Sammlung, dem Ort und der Geschichte von Morsbroich hat überregional sehr viel Aufmerksamkeit erregt. Zum allerersten Mal in seiner mehr als 60järigen Geschichte wurden daher das Leverkusener Museum und die Arbeit, die dort geleistet wird, in den vergangenen Jahren vielfach ausgezeichnet.

1. Ausstellung des Jahres in NRW 2008
Die Auszeichnung zur Ausstellung des Jahres (WamS), die jährlich von einer hochkarätigen Fachjury vergeben wird, gilt als wichtigste Auszeichnung an Museen innerhalb von NRW. Im Jahr 2008 wurde die von Markus Heinzelmann kuratierte Ausstellung „Gerhard Richter. Übermalte Fotografien“ zur Ausstellung des Jahres gewählt. Sie ist in enger Zusammenarbeit mit dem in Köln lebenden Künstler entstanden und zeigte mit insgesamt 500 ausgestellten Werken erstmal ein bis dahin nahezu unbekanntes Genre im Werk von Gerhard Richter. Wegweisend war in diesem Zusammenhang auch die Kooperation mit dem Museum Ludwig in Köln. Das Museum Morsbroich und das Museum Ludwig hatten sich weit im Vorfeld der Ausstellung auf eine Synchronisierung ihrer beiden Ausstellungen – in Köln zeigte Richter eine umfangreiche Retrospektive seines Werks – geeinigt, so dass die Häuser in der Pressearbeit und mit Blick auf ihr Marketing erheblich voneinander profitieren konnten.

2. Deutschlands Museum des Jahres 2009
Im Jahr 2009 wird das Museum Morsbroich vom Internationalen Kunstkritikerverband (aica) zum „Museum des Jahres in Deutschland“ gewählt. Es ist die höchste Auszeichnung, die ein deutsches Museum erhalten kann. In der Begründung der Jury heißt es: „Am Beispiel zweier erst jüngst realisierter Ausstellungen, an dem der ‚Übermalten Fotografien‘ von Gerhard Richter und an ‚Projects: Done‘, einer umfangreichen Werkschau mit den Fotografien von Candida Höfer, lässt sich das bemerkenswert hohe Niveau der Ausstellungstätigkeit in Leverkusen ablesen.
Vorbildlich, bei aller Heterogenität des Angebots, wurde eine Brücke geschlagen zwischen der eigenen Sammlung und dem Ausstellungsprogramm, somit das Publikum sorgsam herangeführt an die jeweils aktuellsten Kunstströmungen wie das Informel, das Happening und die Décollagen, die moderne Plastik oder die neue Fotografie.
Sowohl die konsequent durchgeführte, sehr eigenständige Sammlungspolitik als auch die qualitätvolle, durch wissenschaftlich erarbeitete Kataloge begleitete Ausstellungsreihe des Museum Morsbroich überzeugten die Jury.“

3. Verleihung des Justus-Bier-Preises für Kuratoren an Doreen Mende und Markus Heinzelmann für die Ausstellung „PROJECTS: DONE. Eine Ausstellung von Candida Höfer mit Kuehn Malvezzi“ 2010
Der einzige deutsche Preis für Kuratoren wird gleich im zweiten Jahr seines Bestehens 2010 nach Leverkusen vergeben.
„Der Preis gilt den Arbeiten junger Kuratorinnen und Kuratoren im deutschsprachigen Raum, die ein besonderes Verständnis für die Kunst des 20. und 21. Jahr¬hun¬derts bewiesen haben. Die Aus¬zeich¬nung wird für die herausragende sprachliche und fachliche Qualität von Katalogtexten oder für eine besonders gelungene editorische Leistung einer Kata¬log¬produktion vergeben. (…) Justus Bier (1899–1990) war von 1930–1936 Direktor der Kestner Gesellschaft in Hannover. Da Justus Bier Jude war, sind seine Entlassung und das Verbot seines konsequent der modernen Kunst gewidmeten Programms immer wieder durch die Nazis gefordert worden.
Jedoch hat Justus Bier weder sein Programm geändert, noch wurde er vom Vorstand der Kestner Gesellschaft abberufen. Im Zusammenhang mit seiner Franz Marc Ausstellung im Jahre 1936 wurde das Institut durch die Gestapo geschlossen.“ (Selbstdarstellung)

4. Bestes Ausstellungprogramm in NRW 2015 (WamS)

Das Museum als Botschafter Leverkusens

Die Arbeit in Morsbroich wird von der regionalen und besonders von der überregionalen Presse aufmerksam begleitet und bewertet. Durch die Vielzahl der Auszeichnungen, das positive Echo auf die profilierte Leverkusener Programmatik und die dichte Berichterstattung über die Ausstellungen entwickelt sich ein außergewöhnlich positives Bild von Leverkusen als Standort für Gegenwartskunst. Morsbroich wird auf diesem Wege zu einem nicht zu unterschätzenden Teil des Leverkusener Stadtmarketings. Während die Berichterstattung über den Chemiestandort Leverkusen beziehungsweise über Leverkusen als Sportstadt gelegentlich kritisch eingefärbt ist und sich dadurch ein ambivalentes Bild ergibt, fällt die überregionale Berichterstattung über das Museum Morsbroich fast ausnahmslos positiv aus.

Eine qualifizierte Internetsuche nach den publizierten Seiten zu den bekanntesten kulturellen Aktivitäten in Leverkusen bestätigt mit Blick auf das Stadtmarketing die hohe Reichweite des Museum Morsbroich:

„Leverkusener Jazztage“ 178.000 Ergebnisse
„Museum Morsbroich“ 127.000 Ergebnisse
„Sensenhammer“ 36.000 Ergebnisse
„Forum Leverkusen“ 32.700 Ergebnisse
„Bayer Kultur“ 15.000 Ergebnisse
„Japanischer Garten Leverkusen“ 6.500 Ergebnisse
„Erholungshaus Leverkusen“ 4.800 Ergebnisse


Fazit und Ausblick

Das Museum Morsbroich zählt unbestritten zu den wenigen herausragenden Kristallisationspunkten einer Leverkusener Identität. Als Teilbetrieb der so genannten KulturStadtLev, der unter anderem für die Bewirtschaftung des Gartensaals, repräsentative Veranstaltung der demokratischen Organe der Stadt Leverkusen und ihrer Bürger sowie den Museumsbetrieb zuständig ist, nimmt es eine zentrale, die unterschiedlichen Interessen der Leverkusener Bürgerschaft zusammenführende Aufgabe war. Von entscheidender, sinnstiftender Bedeutung ist dabei die Tatsache, dass die junge Bürgerschaft der Stadt im Jahr 1951 das Gebäude der Gegenwartskunst gewidmet und mit einem Auftrag versehen hat, der die Wunden des Nationalsozialismus heilen sollte. Auf diese Weise entstand ein einmaliges Zentrum für eine experimentelle, internationale und durchaus herausfordernde Kunst, mit dem es der Stadt Leverkusen gleichermaßen gelungen ist, Sozial- wie Kunstgeschichte zu schreiben.

Trotz seiner im Vergleich mit anderen Kommunen bescheidenen Ausstattung ist es dem Museum gelungen, seine einzigartige Stellung bis in die Gegenwart hinein zu behaupten und damit der Stadt Leverkusen eine hohe Aufmerksamkeit im kulturellen Bereich zu ermöglichen. In den vergangenen Jahren ist das Museum mit einer Fülle von Auszeichnungen und Preisen bedacht worden. Durch das Museum wird das Bild einer eindimensional auf die Chemieindustrie ausgerichteten Kommune entscheidend erweitert. Innerhalb der Bürgerschaft ist das Museum ein Ort, an dem in hohem Maße bürgerschaftliches Engagement erkennbar wird, und zwar durch ein stark entwickeltes Ehrenamt sowie durch ein ausgeprägtes Vereinsleben. Durch den Museumsverein Morsbroich e.V. werden darüber hinaus namhafte Zuwendungen durch private Geldgeber, bundesweite Stiftungen oder zum Beispiel das Land Nordrhein-Westfalen für die Stadt akquiriert. Darüber hinaus hat sich das Museum als eine wichtige Bildungsinstitution innerhalb der Stadt etabliert, die eine herausgehobene Rolle in der Stärkung ihrer jüngsten, aber auch erwachsenen Bürger außerhalb der schulischen Lernorte ermöglicht.

Das Museum hat sich zu einem attraktiven Ziel für Bürger der Stadt Leverkusen und ihre Gäste entwickelt. Rund 40.000 Besucher im Jahr erleben ein ausgesprochen vielfältiges Angebot, das vom Kindergartenkind bis zum Rollstuhlfahrer, vom Ausstellungs- bis zum Restaurantbesucher, von der Politik, der Wirtschaft und der Kultur gleichermaßen genutzt wird.

Der Umgang mit dem Morsbroicher Erbe bildet eine Blaupause für die Zukunftsfähigkeit der Stadt Leverkusen. Kann man der „kreativen Klasse“ (Richard Florida) und allen Bürgern dieser Stadt eine glaubwürdige Heimat geben? Das Museum Morsbroich ist der Ort, an dem sich alle Generationen, Geschlechter, Schichten und Interessensgruppen treffen können. Diesen Ort gilt es weiter zu stärken.

 

Neues Gefüge

Nach der der abgewanden vorgeschlagenen Schließung des Hauses leitete es Dr. Fritz Emslander komissarisch. Unter der Leitung von Jörg van den Berg forumliert und stellt sich das Haus seit 2021 neu auf.

Ein Prozess, der alles in Frage stellt, der den Anschluß an Leverkusen und seine Bürger sucht, ist initialisiert.

So hat der Rat der Stadt Leverkusen in seiner Sitzung am 4. April 2022 das Konzept zur Erstellung einer neuen Planungsgrundlage für die Entwicklung des Ensembles Morsbroich ohne Gegenstimme verabschiedet. Damit wurden 1,9 Mio. Euro finanzielle Mittel bis 2026 für die Umsetzung der Neuausrichtung von Morsbroich bewilligt. Das ist ein starkes und lange nicht gesehenes Signal der Stadt, ein echtes Bekenntnis zur Zukunft des Museums Morsbroich.

„Diese uneingeschränkte politische Zustimmung zu unserer Neukonzeption ist eine Kehrtwende im Verhältnis zwischen der Stadt Leverkusen und dem Museum und dem gesamten Ensemble Morsbroich. Das ist ein großartiger Vertrauensvorschuss für unsere nun beginnende Weiterentwicklung von Morsbroich“, so Museumsdirektor Jörg van den Berg. „Das gesamte Team ist sehr dankbar, dass unser Ansatz, Morsbroich als Ganzes gemeinsam mit einer Kerngruppe international anerkannter Künstlerinnen und Künstler anzugehen, unterstützt wird. Wir wollen aus einem Museum für Gegenwartskunst ein gegenwärtiges Museum machen.“

Künstlerisches Denken und Kunstwerke sollen Morsbroich als öffentlichen Raum für die Stadtgesellschaft neugestalten. Morsbroich sucht Nachbarschaften. Modellhaft soll über mögliche neue Verhältnisse zwischen einer Stadt, ihren Bewohner*innen und internationaler Spitzenkultur geforscht werden. Dies wird ein Beteiligungsprozess werden, in dessen Verlauf das Museum immer wieder neue Partner*innen finden möchte und muss. „Künstler*innen und andere Akteure beleben diesen besonderen Ort mit Ideen, mit Bildern, Klängen und Worten. Sie bringen Morsbroich zum Klingen und breiten Picknickdecken aus. Morsbroich möchte Impulse für eine zukünftige Leverkusener Stadtkultur setzen“, so Jörg van den Berg. „Als ein sinnliches Totalereignis soll Morsbroich neu sichtbar und anders erlebbar werden.“

https://rp-online.de/nrw/staedte/leverkusen/leverkusener-museumschef-will-morsbroich-zum-klingen-bringen_aid-67920299.

Veranstaltungen

Informations- veranstaltung
18. April

für Leherer:innen / Erzieher:innen und Multiplikatoren zur Ausstellung "Es gibt kein Wort..."

Kunstvermittlerin Lucia Riemenschnitter führt sie gern in die aktuelle Ausstellung ein und steht für Fragen zur Verfügung.

  • Eintritt frei
  • ab 16 Uhr
Malen im Schloss
28. März, 4. April, 11. April, 18. April, 25. April

Das Schloss Morsbroich ist ein spannender Ort in Leverkusen, der mit dem Museum, dem Kunstverein und der Kunstvermittlung alle Kunstinteressierten magisch anzieht. Darum freuen wir uns, dass wir mit den Jugendkunstgruppen im neuen Kursjahr dort auch einem Kurs anbieten können....

Morsbroicher Kunsttage
31. Mai, 1. Juni, 2. Juni

Flanieren im Park, aktuelle Kunstausstellungen und spannende Vorträge erleben, bei Workshops für Kinder und Familien selbst kreativ werden und Künstler:innen und Kurator:innen treffen: Die jeweils im Frühjahr und Herbst stattfindenden Morsbroicher Kunsttage in Leverkusen sind inzwischen fester Bestandteil des kulturellen Jahresprogramms der Region...

Kunstgenuss: Es gibt kein Wort...
30. April, 14. Mai, 28. Mai, 18. Juni, 2. Juli, 30. Juli

14.30 Uhr Uhr

Kunst, Kaffee und Kuchen mit Siegrid Ernst-Fuchs...