Thomas & Renée Rapedius spüren in ihren ebenso suggestiven wie präzisen zeichnerischen Installationen Korrespondenzen von Formen in Natur und Kultur auf. Getünchtes Metallgestänge zeichnet filigrane Linien und fügt sich im Raum zur abstrahierten Form eines Vulkans oder einer Spinne, aufgefächerte und beschnittene Skizzenblöcke erinnern an Kakteen oder Anemonen, gefiederte Staubwedel an Palmen. Es sind Objekte, die in ihrer Materialität künstlich sind und dennoch natürliche Phänomene assoziieren lassen.
Während ausgedehnter Reisen entdecken Thomas & Renée Rapedius ähnliche Formen an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Kontexten. Diese Eindrücke halten sie fotografisch und zeichnerisch fest und stellen sie in Bezug zu ihren Objekten. Behutsam eignen sie sich Motive in einem subtilen, medienübergreifenden Spiel mit Formanalogien an. In formalen und inhaltlichen Gegenüberstellungen ergeben sich neue Bedeutungsaspekte. Die Künstler decken überraschende Verwandtschaften auf und arrangieren ihre Arbeiten in wechselnden Kontexten.
Für die Präsentation im Museum Morsbroich wurden bestehende und neu konzipierte Arbeiten kombiniert. Objekte, Zeichnungen und Fotografien verdichten sich zu assoziativen Systemen, die Zusammenhänge zwischen den Werken erkennen und herstellen lassen. Ähnlich wie der Katalog zur Ausstellung, der Werke der letzten Jahre zusammenbringt, machten Positionierung und Auswahl in den Räumen der Grafiketage einen fortwährenden Prozess der Wandlung, des Weiterspinnens von einer Form zur nächsten sichtbar.
Wie Thomas & Renée Rapedius in ihrer Arbeit die allmähliche Entwicklung von der Ideen- und Formensuche über die Materialforschung und Transformation bis zur Installation betonen, so wurden auch die Besucher in einen Prozess des vergleichenden Sehens eingebunden. „Wir entwerfen“, so die Künstler, „eine Dramaturgie, eine Choreografie für die Bewegung und die Blicke der Betrachter, für ihre Reise durch die Ausstellung“. Es ist eine Forschungsreise auf der Suche nach einem Zusammenhang der sichtbaren Formen, nach deren Genese in der äußeren Natur wie in der inneren unserer Wahrnehmung: „wie der Dinge Erscheinung sich formt“.
Kurator der Ausstellung war Fritz Emslander, Leiter der Grafischen Sammlung.
Der Katalog mit einleitenden Essays und zahlreichen Abbildungen auf 144 Seiten erschien im Textem-Verlag (€ 18,-).