Anja Utler, für ein zartes daheim, Museum Morsbroich, Leverkusen, 2025, Foto: Colum Eickhorn
Wie muss ein Ort eigentlich sein, damit ich mich an ihm zu Hause fühlen kann?
Im Dachgeschoss von Museum Morsbroich zieht dauerhaft eine Installation von Anja Utler ein, in dem die Dichterin fragt und alle Besuchenden einlädt, mit ihr zusammen zu überlegen, unter welchen Bedingungen ein Zuhause entstehen kann. Unter dem Titel für ein zartes daheim sammelt die unter Mitwirkung von Tilo Schulz (Mitglied der Werkstatt Morsbroich) entstandene Installation sprachliche Voraussetzungen für einen Ort, an dem Menschen sich vorstellen könnten, zu bleiben.
Dafür ging Anja Utler (*1973 in Schwandorf, lebt in Leipzig) von einem Satz des spanischen Schriftstellers Jorge Semprún aus: „Im Grunde ist meine Heimat nicht die Sprache […], sondern das, was gesprochen wird.“ Diese Einsicht verschränkt sie mit der Beobachtung, dass oft gerade in den Nahräumen, wo Leute daheim sein wollen oder sollen, das Sprechen und Denken beschnitten wird. Besonders die Frage, wie es eigentlich für die Menschen ist, dort zu sein, wo sie sind oder sein müssen, wird oftmals streng und zugunsten der Stabilisierung von Hierarchien reguliert. Es geht also
in dieser zur Teilnahme einladenden Installation um eine „Bestandsaufnahme des Gefährdeten genauso wie um ein Trotzdem-Sagen und Endlich-Sagen, ums Zunge-Zeigen“ (Anja Utler).
Anja Utler hat zunächst eine Vielzahl von Autor:innen um eine Versspende gebeten, um wenige Verse, die die erste („wenn ich sagen kann wie _ “) und die letzte Zeile („ _ gibt es ein zartes daheim“)
ihres Rahmensatzes in unterschiedlichsten Sprachen komplettieren. Mehr als 120 Versspenden hat sie erhalten. Sie bilden die Grundlage für den Aufenthalt jeweils einer einzelnen Person in der
Installation, für Nachdenken und sprachliches Ansetzen. Zu Beginn kann die vom Zufallsgenerator gesteuerte Projektion nur auf diese gespendeten Verse zugreifen. Im Verlauf der Installation aber wird
sie eine wachsende Zahl von Reaktionen der Morsbroicher Gäste auf dieses wenn ich sagen kann wie _ _ gibt es ein zartes daheim in sich aufnehmen, eine Vielfalt an Stimmen und Sprachen, die
miteinander verhandeln, was ein Daheim ist.
Am Sonntag, 23. November, 12 Uhr, laden wir zur Eröffnung der Installation
herzlich in den Spiegelsaal von Museum Morsbroich ein.
Begrüßung
Fritz Emslander
Einführende Worte
Anja Utler
wenn ich sagen kann wie _
Kurze Lesungen von
Lina Atfah
Lütfiye Güzel
Samuel Kramer
_ gibt es ein zartes daheim?
Literarisches Gespräch
mit Lina Atfah, Lütfiye Güzel, Samuel Kramer und Anja Utler
Moderation: Sabine Küchler
11 – 17 Uhr freier Eintritt in die Installation
Umgesetzt mit Unterstützung durch The New Institute, Hamburg und die Kunststiftung NRW

